Weihnachtsforum-Zitat: Weihnachten in meiner Kindheit - (Weihnachtstalk PUR) (Stand Weihnachten 2020)

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Zitat aus dem Artikel:
Weihnachten in meiner Kindheit

Beitrag vom 26.11.2007, 15:52 --- kassandra : Passau --- : 203

Weihnachten in meiner Kindheit <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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ja, ich wurde heuer 50. zeit um sein leben zu reflektieren. was war gut, was war schlecht.
wenn ich an meine kindheit denke, da fÃ¤llt mir unwillkÃ¼rlich sofort unser weihnachten ein so 1960-64.

unsere ganze 4-kÃ¶pfige familie lebte noch in einem einzigen zimmer. das was heute menschenunwÃ¼rdige zustÃ¤nde wÃ¤ren, empfand ich fÃ¼r unendlich angenehm. einfach wundervoll so nah mit seinen eltern zusammen zu sein. diese nÃ¤he ist es, die zusammenschweiÃŸt, die eine glÃ¼ckliche kindheit ausmacht.
kein vergleich zu heute wo kinder mÃ¶glichst alleine in ihrem zimmer, abgestellt hinter pc und tv, ihre kindheit totschlagen, eltern ganztÃ¤gig auÃŸer haus sind, nur um dem konsumterror zu frÃ¶nen.

anfang der 60er da hatte sich die eltern- und groÃŸelterngeneration gerade mal vom krieg erholt. der wiederaufbau aus ruinen begann langsam und schleppend, aber viele ruinen erinnerten noch an den krieg. in den lÃ¤den gab es alles, aber nicht in dieser horrenden vielfalt wie heute und die dinge waren noch "made in germany" und damit echte qualitÃ¤tsarbeit, die man natÃ¼rlich teuer bezahlen musste. so wÃ¼nschte man sich zu weihnachten als kind eben eine ganz bestimmte puppe, die man instÃ¤ndig hoffte, auch zu bekommen.

wenn weihnachten nÃ¤herkam, hat meine mutter stundenlang mit uns in der kÃ¼che gestanden und plÃ¤tzchen gebacken. es gab immer butterzeug und nussplÃ¤tzchen. die butterzeugausstechfÃ¶rmchen hat schon meine urgroÃŸmutter benutzt und jetzt lagen sie eben in unserem haushalt. mit den gleichen fÃ¶rmchen hat schon mein vater seine "sonntage " ausgestochen als kind und die oma ebenso.
wie jedes jahr wanderten die gesamten plÃ¤tzchen bis weihnachten in eine metallschachtel und waren gegen zu frÃ¼hes aufessen sehr gut auf dem schrank versteckt.
am tag vor weihnachten haben dann verwandte, die auf dem land wohnten, die frischgeschlachtete gans gebracht, andere den 3m hohen tannenbaum.

sofort hat meine mutter damit begonnen, die gans vorzubraten, damit sie nicht schlecht wird, denn einen kÃ¼hlschrank kannten wir damals noch nicht.
nachdem die gans dann einige stunden im ofen verbracht hatte, lieÃŸ man die soÃŸe erkalten, um das fett abzuschÃ¶pfen, denn dieses haben wir dann wochenlang aufs abendbrot gegessen. und wir waren schlank, sehr schlank sogar!

als wir abends schlafen gingen, waren wir kinder sehr aufgeregt. wir freuten uns unwahrscheinlich auf den heiligen abend, auf die bescherung, die es aber erst nach sonnenuntergang, wenn es richtig winterlich dunkel und gemÃ¼tlich war, gab.

fast den ganzen tag waren wir in der kÃ¼che, haben dort gespielt, denn ins zimmer durfte man nicht, weil dort das christkind zugange war.
weihnachtsmann? nee, der war noch gar nicht erfunden. hÃ¶chstens der santa claus, aber der kam nicht zu den kindern weihnachten 1960 in nÃ¼rnberg. und schon gar nicht am 24.12.

gegen mittag gab es dann das sauere gansjung, was ich als kind nicht leiden mochte. das waren die gansinnereien. egal, man konnte ja auch ein gÃ¤nsfettbrot essen.
die eigentliche gans gab es verteilt auf den 25. und 26.

die vorfreude auf die bescherung lieÃŸ einen sowieso nicht ans essen denken.

als es nachmittag wurde, sind wir mit den eltern zur kirche gelaufen. wo unser auto war? halt nein, wir sind alles zu fuÃŸ gegegangen. ein auto hatten wir noch nicht, aber unsere kinderfÃ¼ÃŸchen haben das viele laufen auch Ã¼berstanden.

endlich, es wurde schon langsam dunkel, endlich sollte bescherung sein!
mein vater ging als erster rein ins zimmer und musste nachgucken ob das christkind schon weg war. dann erklang das bimmeln des glÃ¶ckchens von 1931, das schon meinem vater als kleinkind zur bescherung gelÃ¤utet wurde. es hatte den krieg Ã¼berstanden und deshalb hatte es einen ehrenplatz im weihnachtsbaum. naja, genauer gesagt waren es drei gleiche silberne glÃ¶ckchen.

das war unser signal. die bescherung konnte beginnen.
aus dem radio erklangen leise weihnachtslieder, keine hektik, kein geschrei, eine staade zeit.
wenn ich die augen schlieÃŸe, bin ich wieder mittendrin, es duftet nach tannennadeln, nach plÃ¤tzchen und warmem zimtgetrÃ¤nk. die lichter am baum glÃ¤nzen so wunderschÃ¶n, obwohl sie nicht echt sind. neinnein, viel zu gefÃ¤hrlich. mein vater hat die elektrische beleuchtung auch schon von seinem vater Ã¼bernommen.
wir kinder haben wie jedes jahr unseren kaufladen gefÃ¼llt bekommen mit allerlei echten naschereien, auÃŸerdem saÃŸen da zwei gleiche puppen, ganz wie meine schwester und ich sie uns gewÃ¼nscht hatten. meine eltern hatten dafÃ¼r lange gespart, damit sie uns einen herzenswunsch erfÃ¼llen kÃ¶nnen.

kommerz?
den erlebten wir in unserem zweiten teil der kindheit, als wir in eine grÃ¶ÃŸere wohnung gezogen waren. das wirtschaftswunder machte auch vor unserer familie nicht halt. es begann eine zeit des totalen Ã¼berflusses.
wie immer freuten wir kinder uns auf weihnachten, aber alles war nicht mehr so schÃ¶n wie frÃ¼her: mehrere puppen, carrera-autobahn, eigener fernseher, plattenspieler, eigenes zimmer, dafÃ¼r die eltern beide weg zum arbeiten...

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Beitrag vom 26.11.2007, 16:17 --- kassandra : Passau --- : 203