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Zitat aus dem Artikel:
Ein Stern ging auf

Beitrag vom 08.12.2006, 21:34 --- Musik_Alex : Niederrhein --- : 13

Ein Stern ging auf      <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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EIN STERN GING AUF

Mitten auf dem Schulhof lag er im Schmutz. Gegen Ende der großen Pause hob Regina ihn vom Boden auf. Es war ein Weihnachtsstern, aus braunem Lebkuchenteig gebacken und mit Zuckerguss dick überzogen. In der Klasse legte Regina den Stern vor Frau Tiltfuchs auf das Lehrerpult. »Den habe ich auf dem Schulhof gefunden«, sagte sie.
»Den hat jemand weggeworfen«, sagte Karolin.
»Der ist schmutzig, den kann niemand mehr essen«, sagte Ferdi.
»Wenn einer richtig Hunger hat, dann würd' er ihn doch essen«, behauptete Regina.
»Bieh! Ich würde ihn nie in den Mund stecken«, sagte Ferdi. Frau Tiltfuchs hörte den Kindern eine Weile schweigend zu.
»Wer hat denn von euch schon einmal einen richtigen, großen Hunger gespürt?«, fragte sie schließlich. Einige Finger fuhren in die Luft. »Ich musste mal ohne Abendessen ins Bett.«
»Wir haben im Sommer bei einem Ausflug unseren Picknickkorb vergessen.«
»Wir haben Tante Emmi besucht. Aber sie hat uns nichts zu essen angeboten.«
»War euer Hunger so groß, dass ihr den Stern gegessen hättet?«, wollte Frau Tiltfuchs wissen.
»Nö, so groß war er nicht«, gestand Paula ein. »Davon wird man ja krank, wenn man so etwas isst.«

Da erzählte Frau Tiltfuchs die Geschichte vom kleinen Sindra Singh, der im fernen Indien lebt und der ungefähr so alt ist wie die Kinder aus der Klasse 3b. Jeden Tag bekommt Sindra in der Station eine Hand voll Reis. Das sind ungefähr 350 Reiskörner. Sindra hat sie gezählt. 150 isst er, sobald er den Reis von dem Mann in der Station bekommt. 100 Körner steckt er in den Mund, wenn die Sonne ganz hoch steht. Den Rest hebt er auf, bis der Sonnenball die Erde berührt. Manchmal mogelt er ein wenig und beginnt zu essen, wenn die Sonne noch hoch in den Bäumen hängt.

»Was meint ihr«, fragte Frau Tiltfuchs die Kinder, »ob Sindra Singh den Lebkuchenstern wohl essen würde?«
»Ich glaube, ja«, gab Regina zu.
»Und hier liegt der Stern auf dem Schulhof. Im Dreck liegt er, auf dem Boden!«
»Mein Opa hat erzählt, Brot darf man gar nicht wegwerfen«, berichtete Mathilde. »Er sagt, das hat er in Russland gelernt. Da war er nach dem Weltkrieg in Gefangenschaft.«
»In Afrika hungern die Menschen auch«, sagte Ferdi.
»Und in Brasilien auch. Da hat es in einer Gegend zwei Jahre lang nicht geregnet«, wusste Karolin.
»Mein Onkel hat aus Anatolien geschrieben«, berichtete Zeki. »Es hat dort ein Erdbeben gegeben und die Menschen haben kaum noch etwas zu essen.«

Marie hatte bislang gar nichts gesagt. Jetzt meldete sie sich. »Wir haben doch gestern Abend bei der Adventsfeier für die Eltern gesungen und gespielt«, sagte sie. »Wir haben Geld gesammelt. Davon könnten wir doch ein Paket packen.« Marie stockte und setzte sich wieder.
»Ein Weihnachtspaket!«, rief Ferdi.
»Übermorgen fährt ein Lastwagen von der Kirche aus in das Erdbebengebiet«, sagte Karolin. »Der nimmt unser Paket sicher mit.«
Die Kinder waren begeistert. Sie schrieben an die Tafel, was sie alles in das Paket packen wollten: Schokolade und Marzipan, Mehl, Zucker, Gebäck, Konserven und und und ...

Als es zur Pause läutete, wusste jedes Kind in der Klasse, was es am Nachmittag für das Paket einkaufen sollte. Das war die einzige Hausaufgabe an diesem Tag. Zum Schluss hielt Frau Tiltfuchs den Lebkuchenstern hoch. »Irre ich mich, Kinder, oder leuchtet er jetzt ein bisschen?« Die Kinder meinten auch, dass er ein wenig heller aussehe.
Die Lehrerin ging ziemlich müde, aber zufrieden nach Hause.

Am Abend schrillte das Telefon. Herr Semmelweid, der Vater von Ferdi, beschwerte sich:
Das Geld sei für die Klasse gesammelt worden. Das Geld sei für Papier gedacht und für Farbstifte. Das Geld solle den Kindern der Klasse 3b zugute kommen. Das Geld solle nicht zum Fenster hinausgeworfen werden.
Frau Tiltfuchs wandte ein, dass die Kinder selbst auf die Idee gekommen waren, mit dem Geld in der Adventszeit etwas Gutes zu tun. Herr Semmelweid sagte, dass die Schule dazu nicht da sei. »Aber der Stern, Herr Semmelweid, hat Ferdi denn nichts von dem Stern erzählt?«
»Stern?«, fragte Herr Semmelweid. »Was für ein Stern?«
»Na«, sagte Frau Tiltfuchs ein wenig hilflos, »der Lebkuchenstern. Der fing auf einmal an zu leuchten, als die Kinder auf den Gedanken mit dem Paket kamen. Ich meine ...«
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, wie?«, schimpfte Herr Semmelweid. »Ich werde andere Schritte unternehmen. Den Minister werde ich ...«
»Fragen Sie doch Ihren Ferdi mal nach dem Stern. Der hat es auch gesehen!«, konnte Frau Tiltfuchs noch einwenden, da hatte Ferdis Vater den Hörer schon aufgelegt.

Am nächsten Morgen ging die Lehrerin bedrückt zur Schule. Ihr Mann hatte sie zwar getröstet und vorgeschlagen, notfalls die Lebensmittel für das Paket selbst zu bezahlen, aber Frau Tiltfuchs fand, es sei nicht dasselbe.
Auf dem Schulhof rannte Ferdi ihr gleich entgegen und reichte ihr einen Brief. Hastig riss sie den Umschlag auf. Fast wäre der Zwanzigmarkschein, der darin steckte, auf den Boden geflattert. Ein paar Zeilen hatte Herr Semmelweid dazugeschrieben.
»Sehr geehrte Frau Tiltfuchs«, stand da. »Ich habe meinen Sohn Ferdi genau befragt. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob es richtig ist, was Sie vorhaben, aber es kam mir so vor, als ob das Leuchten des Sternes noch in Ferdis Augen zu sehen war. Entschuldigen Sie bitte, meinen Anruf von gestern. Meine Frau sagt häufig, ich sei ein hitziger Typ. Ihr Egon Semmelweid.«

Am Tag darauf fuhr der Lastwagen mit vielen Paketen nach Anatolien. In dem Paket der Klasse 3b lag ein Brief.
»Frohe Weihnachten!«, stand darin. Alle 26 Kinder hatten ihren Namen darunter geschrieben. »Irgendwo in Anatolien wird ein Stern aufgehen«, sagte Frau Tiltfuchs zu ihren Kindern.
(Willi Fährmann)

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